Selbst zu filmen, war der Traum jedes filmbegeisterten Amateurs. Das war in den 1920er Jahren aber nur wenigen begüterten Zeitgenossen vergönnt. Es galt ja nicht nur, eine Kamera zu erwerben, sondern auch das Filmmaterial – von den Kosten für die Entwicklung ganz zu schweigen.
Dazu kam, dass der Film extrem feuergefährlich war. In den Anfangsjahren der Amateurkinematographie wurde der Film häufig zu Hause entwickelt, umkopiert und auf Stegtrommeln getrocknet. Gleichwohl gab es begeisterte Amateure, die weder Kosten noch Mühen scheuten, um eigene Filme zu drehen
Die Ernemann Kinette war eine begehrte Filmkamera für den Hausgebrauch. Sie verfügte über einen Kurbelmechanismus für den Filmtransport, eine einfache Optik und den damals gebräuchlichen Newton-Sucher. Das Kurbeln setzte eine gewisse Geschicklichkeit und ein gutes Zeitgefühl voraus. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, musste die Kurbel gleichmäßig und immer gleichen Rhythmus bewegt werden. Sonst lief der Filmer Gefahr, dass die Bewegungswiedergabe mal zu schnell, dann wieder zu langsam erfolgte. Außerdem wurden die Bilder zu hell, wenn zu langsam gekurbelt wurde und umgekehrt eben zu dunkel.
Immerhin läutete der Gebrauch der Filmkamera in der Hand des Amateurs auch den Start des Schulfilms ein.
Hermann Lemke, ein Schuldirektor aus Storkow und selbst Amateurfilmer gründete bereits 1907 die „Kinematographische Reformvereinigung“ um zu ergründen, in welcher Weise der Film, der gelegentlich etwas anrüchig konnotiert war, für die Schule nutzbar zu machen.
Er hatte erkannt, welches Potential dem Film für die Schule innewohnte, indem er Vorgänge sichtbar machte, die nicht nur den Schülern dieser Zeit sonst verborgen geblieben wären.